Bau und StreckeneröffnungDie Eisenbahnstrecke zwischen dem badischen Villingen und dem württembergischen Rottweil wurde am 26. August 1869 von den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen (K.W.St.E.) eröffnet.Der Bahnhof Schwenningen war die letzte Station in Württemberg. Bis zur Eröffnung des Stationsgebäudes 1872 erhielt die Betriebsstelle ein provisorisches Gebäude.HintergrundwissenIn Schwenningen befanden sich die großen Firmen der Uhrenindustrie. Sie machten bis 1914 Schwenningen zur weltweit größten Produktionsstätte für mechanische Uhren. Hier wurden neben Taschenuhren, Armbanduhren und Wecker auch Stempeluhren Betriebszeiterfassungsuhren, Taxameter sowie Zeituhren für Waschmaschinen produziert. Firmennamen wie Kienzle oder Maute waren in den 1950er- und 1960er-Jahren weltweit bekannte Markennamen. Mit der Entwicklung der elektronischen Uhren in Japan begann der Niedergang dieser Industrie.
Das Empfangsgebäude Schwenningen
Das Stationsgebäude in Seitenlage von 1872 besaß einen giebelständigen, dreistöckigen Gebäudeteil, der von zwei traufenständigen, zweistöckigen Anbauten ergänzt wurde. Dieser Gebäudeteil hatte im Erdgeschoss Segmentbogenfenster und in den Obergeschossen Rechteckfenster mit Fensterläden. In den Obergeschossen waren Wohnungen für die Bahnbediensteten eingerichtet worden.Im Osten wurde das Bauwerk durch einen langen, einstöckigen und traufenständigen Flügelbau ergänzt, an dem ein giebelständiger Gebäudeteil das Stationsgebäude abschloss. Der Flügelbau samt Abschlussbau besaß Rundbogenfenster und Türen. In der Mitte des Flügelbaus befand sich auf der Ortsseite ein Eingangsportal, das über eine vierstufige Treppe von den Reisenden erreicht werden konnte. Es gab es Warteräume für die unterschiedlichen Wagenklassen, Fahrkarten- und Gepäckschalter, eine Bahnhofsgaststätte sowie weitere Diensträume.Durch die Uhrenindustrie bekam der Stückgutbahnhof eine besondere Bedeutung. Im Westen des Bahnhofs gab es einen separaten Güterschuppen, im Osten eine Ladestraße. Die Gleisanlage bestand aus dem Hauptgleis mit zwei Umfahrgleisen und Ladegleise zum Güterschuppen und der Freiladestraße.Der Bahnhof gehörte 1938 zur Rangklasse I.Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen•1907 betrug das Fahrgastaufkommen bereits 436.410 Fahrgäste.•1920 erweiterte die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) die Güterabfertigung und erweiterte die Gleisanlage erheblich.•1959 wurde das alte Empfangsgebäude von 1872 abgerissen.Das zweite EmpfangsgebäudeErst eine Zinsbeihilfe und ein verlorener Zuschuss der Stadt Schwenningen, sowie ein Pächterkredit ermöglichten den Neubau.Der komplette Neubau des Empfangsgebäudes nach Plänen des Architekten Hellmut Kaselwurde am 16. Dezember 1960 eingeweiht. Das traufenständige, zweistöckige Stationsgebäude mit Satteldach im typischen Stil der 1950er-Jahre besaß eine große, verglaste Schalterhalle mit Fahrkarten- und Gepäckschalter und Bahnhofsgaststätte mit zwei Wohnungen im Obergeschoss. Im einstöckigen Anbau im Osten befanden sich Diensträume. Neben dem obligatorischen Flachdach über dem Eingang, durfte eine Bahnhofsuhr in der weltweit größten Uhrenstadt nicht fehlen.Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen•Ein Gleisplan von 1969 zeigt das Hauptgleis mit zwei Umfahrgleisen und Mittelbahnsteig sowie vier Abstellgleise und sieben Stumpfgleise an den drei Ladestraßen. Dazu kamen weitere Gleisanschlüsse.•In den 1980er-Jahren löste die Bundesbahn die Güterabfertigung auf. Die Gleise der Güteranlage wurden abgebaut. •Ein großer Teil des Bahnhofs wurde 2010 für die Landesgartenschau umgewandelt sowie das Stationsgebäude saniert. Dabei entstand ein Personentunnel der von der Schalterhalle bis zum Stellwerk verlief. Was hat sich verändert, was ist gebliebenDas Empfangsgebäude von 1960 ist in einem sehr guten Zustand, erhielt aber einen unpassenden roten Anstrich, der nicht zu den Stationsgebäuden der 1960er-Jahre passt. Das gegenüber dem Stationsgebäude errichtete historische Stellwerksgebäude wurde unter Denkmalschutz gestellt. Es ist eher unwahrscheinlich, dass der Stellwerksbau bei der Streckeneröffnung errichtet wurde, wie es im Web immer wieder mit 1869 angegeben wird. Bei der Bauform „Württembergisches Stellwerk“ handelt es sich um ein Stellwerksgebäude, dessen Pläne erst um 1890/1900 zur Verfügung standen. Es ist identisch mit dem Stellwerk in Sigmaringen, das 1896 in Betrieb ging.
Planung und KonzessionDurch Württembergische Gesetz vom 13. August 1865 (Württembergisches Regierungsblatt Jahrgang 1865 Nr 25 Seite 205) erhielten die Württembergische Staatseisenbahnen die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Strecke Rottweil - Trossingen - Bezirksgrenze - Villingen (Schwarzwald)Der Bau der Strecke auf badischem Gebiet bis Villingen (Schwarzwald) durch die Württembergische Staatseisenbahnen wurde durch Vertrag vom 18. Februar 1865 zwischen Baden und Württemberg geregelt (Badisches Regierungsblatt Jahrgang 1865 XLII Seite 553 und Württembergisches Regierungsblatt Jahrgang 1865 Nr 24 Seite 169)